Vortrag
Wo geht's denn hier nach Königsberg?
Vortrag für betroffene Menschen und ihre Angehörigen, Fachkräfte der Altenhilfe, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und alle Interessierten
10. Februar 2016 in Bochum
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Werkstatt
Werkstatt Trauma in der Altenhilfe
Traumafolgen sind oft unsichtbare Regisseure hinter dem Verhalten alter Menschen, das unerklärlich scheint. Deswegen ist es notwendig, in der Altenpflege, den sozialen Diensten und anderen Bereichen der Altenhilfe von den traumatischen Erfahrungen und ihren Auswirkungen zu wissen und zu lernen, wie man praktisch damit umgehen kann.
Der Werkstatt-Tag hilft Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Altenhilfe, solche Phänomene zu verstehen, sie in posttraumatische Prozesse einzuordnen und ihnen adäquat zu begegnen.
16. Februar 2016 in Bonn
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„Trauma, Trost und Talismann“
Ein Trauma ist eine Wunde. Es gibt körperliche Wunden und seelische Wunden. Erfahrungen sexueller Gewalt und andere Traumata wirken lange nach. Warum das so ist und wie sich das auswirkt, dazu bietet diese Veranstaltung Informationen, Diskussionen und kreative Zugänge zu besserer Hilfe und Unterstützung.
17. Februar 2016 in Bergheim
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Die Hälfte der Stadt: Glasnegative, gerettet in einem Keller, leiten zur Erinnerung an einen jüdischen Dorffotografen
In seinem Dokumentarfilm „Die Hälfte der Stadt“ benutzt der Regisseur Pawel Siczek die verschollen geglaubten Porträtaufnahmen des jüdischen Fotografen und Regionalpolitikers Chaim Berman aus der polnischen Provinz für eine anrührende, leise Erinnerungsarbeit.
1890 kommt Berman in dem Städtchen Kozienice zur Welt und wird wie sein Vater der Porträtfotograf im Ort. Als die deutschen Truppen einmarschieren, endet das weitgehend friedliche Zusammenleben in der Stadt, in der damals rund 4000 Polen und 6000 Juden leben. Die Suche nach Chaim Berman und seinem Schicksal beginnt für den Regisseur Pawel Siczek mit Tausenden Glasnegativen Bermans. Der heute über 90jährige Saturnin Mlastek, ein Sohn der Familie, bei der Chaim zeitweise gewohnt hatte, hatte sie vor der Zerstörung gerettet. Siczek fragt ihn und andere Bewohner und Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen, er begleitet einen jungen Fotografen und seine Lebensgefährtin bei der Suche nach den Aufnahmeorten Bermanscher Fotos im heutigen Kozienice.
Und er findet den Menschen, der Chaim Berman zuletzt gesehen hat: die Tochter von Antoni Kaczor, der die Bermans im Krieg bei sich versteckte. Wir sehen und hören zu, wenn die nun ältere Dame nach Kozienice zurückkehrt und ruhig, aber sichtlich bewegt von damals erzählt, von den Momenten des Schreckens, der permanenten Bedrohung.
Um die Erinnerungen ohne Pathos zu visualisieren, nutzt Siczek das Mittel der Animation. In sepiafarbenen Zeichnungen erscheint ein buntes, bewegtes Leben vor dem Faschismus, wird den Zuschauern dann die allmähliche Verrohung und schließlich die Zerstörung von Leben in Erinnerung gebracht, berührt der Film durch die sensible Montage der einzelnen Szenen. Aber vor allem kehrt der Film immer zu den Glasnegativen und Abzügen zurück. Ohne Kommentar lässt er die Fotografien wirken, überlässt uns der Faszination des Mediums – und bringt uns damit den Schatz Chaim Bermans und sein Vermächtnis als Chronist seiner Stadt umso näher. Berman fotografiert die üblichen Familienszenen ebenso wie stolze Einzelporträts seiner Kunden und dokumentiert auf diese sachliche Art schließlich auch den Wandel: Fast nebenbei erkennen wir auf späteren Fotos die Armbinden mit dem Judenstern, die die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt tragen mussten. Mit dem Wissen von heute staunen wir über die Ruhe, teils auch den Stolz, mit dem sie sie tragen. So haben ein paar der Frauen den Davidstern individuell verändert, als wollten sie sich aus Trotz das diskriminierende Zeichen aneignen.
Der Film wiederum ist eine liebevolle, sorgsame Wiederaneignung der Geschichte des Dorffotografen Chaim Berman, die (auch) dank seiner Passion für dieses dokumentarische Medium in Erinnerung bleibt.
Kinostart: Anfang November 2015/ Da RBB und Arte den Film mitproduziert haben, wird er 2016 oder 2017 auch im TV zu sehen sein.
Quellen: eigene Rezeption, Deutsche Film- und Medienbewertung - FBW und filmstarts.de